20. September – 29. November 2018

APE collected by Brasilea – Abroad at home – I Jubiläumsausstellung 15 Jahre

Die Sammlung APE – Arte Perpetual Establishment ist die zweite Sammlung der Brasilea, welche neben der bestehenden Sammlung Walter Wüthrich die neuere Ausstellungsgeschichte des Kunsthauses seit Eröffnung im Jahr 2003 dokumentiert. Durch den Zukauf von Kunst-Objekten aus dem laufenden Ausstellungsbetrieb der Brasilea wird die Geschichte für den Betrachter nachvollziehbar.

Vielen in der Sammlung APE vertretenen Künstler*innen ist gemein, den ursprünglichen Antrieb des Stifters Walter Wüthrich zu kennen und ähnlich zu fühlen: Eine Wahlheimat und eine Heimat zu haben. Zwei Herzen, die in einer Brust schlagen. Den Mut oder die Verzweiflung zu kennen, ausgewandert zu sein und Neues zu erleben, auf der Suche nach anderen Erfahrungen inmitten einer fremden Kultur, weltoffen und im Dialog mit globalen Themen. So machte sich Walter Wüthrich 1939 auf in die Fremde und fand in Brasilien in Franz-Josef Widmar einen Künstler und Freund, dem er sich und seiner Heimat verbunden fand und dessen Werke später den Grundstock für die Brasilea legten.

Das heutige Ausstellungshaus Brasilea baut auf dieser Geschichte auf und fokussiert dennoch seit Eröffnung im Jahr 2003 auf neue, zeitgenössische Kunst, die sich oftmals mit politischen Themen und gesellschaftlichen Strömungen kritisch auseinandersetzt, von Künstler*innen, die ebenfalls ihre Komfortzone Zuhause verlassen haben, und sich ins Ausland begaben. Die Distanz ermöglicht einen anderen Blick auf die Heimat, manches Mal einen romantisch verklärten, vielleicht einen neutraleren, mit Sicherheit einen, der sich im globalen Kontext bewegt. Distanz und Nähe, Territorium und Raum – zwei grosse Themenblöcke vieler Exilkünstler*innen und spürbar präsent in einigen Werken der Sammlung APE.

Ebenfalls im Fokus sind Werke von Künstlern, die eigens für ihre Ausstellung in der Brasilea als artists in residency nach Basel eingeladen wurden. Vor Ort bekamen sie eine Plattform für ihre Kunst und konnten in einem temporären Atelier in internationalem Kontext kreativ sein. Entstanden sind zahlreiche beeindruckende Werke, von denen einige in der Sammlung APE wiederzufinden sind.

Selbstverständlich sind auch Werke zeitgenössischer brasilianischer Künstler*innen Bestandteil der Sammlung, die in Brasilien leben und arbeiten und deren Zugehörigkeit zur Sammlung sich über ihre Bedeutung zur Entwicklung brasilianischer Kunst manifestiert.

Die Sammlung repräsentiert alle Mediengattungen zeitgenössischer Kunst wie Gemälde, Zeichnungen, Fotografie, Skulpturen, Objekte und Medienkunst, die ausschliesslich in den letzten 54 Jahren entstanden sind. In der Sammlung sind heute bereits 87 Künstler*innen vertreten und die Mehrheit stammt, neben Künstler*innen aus der Schweiz, vom lateinamerikanischen Kontinent.

Derzeit beinhaltet sie 228 Werke, die eindrücklich wiedergeben, wie das Leben im Ausland prägt. Das Vermissen der Heimat, das Ablehnen und Verurteilen sozio-politischer Entwicklungen, das Idealisieren und Vergöttern der wunderschönen, gigantischen Natur des fünftgrössten Landes der Welt. Rio und seine weltweit bekannten Markenzeichen ebenso wie der Amazonas, der Urwald oder Bewohner*innen sind beliebte Motive der weitgereisten Künstler*innen. Sehr selten stellen die Werke Gegebenheiten aus der Wahlheimat dar.

Die wachsende Sammlung ist wie eine spannende Reise durch Brasiliens zeitgenössische Kunst. Sie offenbart Kontroversen, zeigt immer wiederkehrende Parallelen auf, ermöglicht neue Sichtweisen und bietet interessante Ansätze in der Gegenüberstellung mit der bestehenden, in sich abgeschlossenen, Ursprungssammlung Walter Wüthrichs.

 

Daniel Faust

Direktor

Produziert von VernissageTV

Vernissage, 20. September 2018